Ich hatte das Glück mit großen Bühnenkünstlerinnen und Bühhnenkünstlern zusammenarbeiten zu dürfen, ein Satz ist in Erinnerung und Leitziel geblieben: „Den König spielen immer die anderen!“ Gemeint war, dass es immer die anderen auf der Bühne sind, die dem König den Raum schaffen, der dem Publikum vermittelt: Ja das ist wirklich ein König, vor dem alle sprichwörtlich in den Staub versinken.
Diese Bühnenweiheit sagt auch, dass der einzelne nichts, das Ensemble, das Team, alles ist. Als „Egoshooter“ kommt man nicht weit, verglüht als Sternschnuppe, ohne Entwicklung. Sorgen macht mir der Druck, dem gerade junge Künstler, besonders im Musiktheater ausgesetzt sind, immer und sofort über eine vollendet, ausentwickelte, jederzeit verfügbare Stimme zu verfügen, die all den zigfach vorhandenen, überall abrufbaren Tonaufnahmen mühelos gewachsen ist.
Wir müssen als Regisseure, als Theaterleiter unserer Fürsorgepflicht gerecht werden, Zeit, Räume und Möglichkeiten schaffen und verteidigen, die junge Talente für ihre Entwicklung brauchen. Mut machen und Freude bereiten, Fernsehspielredaktionen öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten, die immer wieder Schaulspielerinen und Schauspieler sozuagen „aus dem Hut“ zaubern, die überraschen und ihre Chance nutzen.
Dafür und für unabhängige, gut recherchierte Informationssendungen, von den Nachrichten bis hin zu den Politikmagazinen, zahle ich immer wieder gerne Fernseh- und Rundfunkgebühren.
Frag nicht: „Was hat man aus mir gemacht?" Frage: „Was habe ich gemacht aus dem, was man aus mir gemacht hat?" (Bertold Brecht)